Ganzheitliches Update der Schullandschaft gefordert
Veröffentlicht von Dietmar Lehmann in Fraktion · 27 März 2024
Ganzheitliches
Update der Schullandschaft gefordert
Von Dietmar Lehmann
In der letzten Sitzung vor den
Osterferien ging es Haupt- und Finanzausschuss um eine nicht einfache
Entscheidung: Auf der einen Seite haben immer mehr Eltern den Wunsch,
ihre Kinder an der Realschule anzumelden, auf der anderen Seite
fehlen dann der Gesamtschule möglicherweise Schülerinnen und
Schüler, um die vom Gesetzgeber vorgeschrieben Vierzügigkeit
sicherzustellen. Ein Problem, was nicht nur die Stadt Porta
Westfalica betrifft, sondern viele Städte in NRW. Letztendlich ging
es damit auch um die Frage, inwieweit Schulverwaltung und Politik
diesen eindeutigen Elternwillen ignorieren kann. Mehrheitlich wurde
der Antrag der Realschule auf Bildung einer zusätzlichen Klasse
jetzt abgelehnt. Ohne die Bildung einer weiteren Klasse greift nun
das Losverfahren.
WP-Stellungnahme zur
Entscheidung
In der Sitzung hatte die WP angesichts
der gemeldeten Schülerzahlen dem Antrag der Realschule zugestimmt,
zumal die Einrichtung einer Mehrklasse derzeit aus räumlicher Sicht
unproblematisch ist, da zum Schuljahresende vier 10. Klassen die
Schule verlassen werden. Bereits auch schon in den vorausgegangenen
Schuljahren gab es im Rahmen von Ausnahmeregelungen in unregelmäßigem
Zeitabständen jeweils eine Mehrklasse an der Realschule Hausberge.
Gleichzeitig hat die
Wählergemeinschaft aber in der Sitzung auch klar zum Ausdruck
gebracht, dass wir eine funktionierende Schule des längeren Lernens
aller Leistungsstärken für Kinder und Jugendliche in unserer Stadt
brauchen. Hier leistet die Gesamtschule für ihre Schülerinnen und
Schüler eine wertvolle Arbeit. Daher darf nicht nur die jeweils
einzelne Schule bzw. Schulform in den Blick genommen werden, sondern
das Gesamtsystem Bildung in unserer Stadt gehört auf den Prüfstand.
Eine pauschale Kritik hilft niemanden, vor allem nicht den
Schülerinnen und Schülern, die es aus verschiedenen Gründen schwer
haben.
Stärkung benachteiligter
Schülergruppen
Verwaltung und
Bildungspolitik sind daher schlecht beraten, wenn sie so weiter
machen wie bisher und ausschließlich Schülerzahlenprognosen für
die weiteren Planungen in Betracht ziehen bzw. mögliche bauliche
Erweiterungen diskutieren. Nein, es gilt
vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Herausforderungen
vermehrt, Kinder und Jugendlichen zu stärken, die besonderen
Unterstützungsbedarf haben. Dies gilt für geflüchtete Kinder und
Jugendliche ebenso für diejenigen, die unter schwierigen
Lebensverhältnissen aufwachsen. Nicht umsonst prägen Werte
wie Inklusion, Teilhabe, Diversität seit vielen Jahren Theorie und
Praxis der frühkindlichen und schulischen Bildung. Sie bilden
gleichsam die normative Richtschnur für eine zeitgemäße
Bildungspolitik. Es
wäre falsch und bildungspolitisch unverantwortlich, diese Aspekte zu
ignorieren, da es um die Bildung und Teilhabe aller Kinder und
Jugendlichen geht.
Die WP hat daher frühzeitig eine erweiterte
und ganzheitliche Schulentwicklungsplanung eingefordert, die über
bloße Schülerzahlprognosen und bauliche Erweiterungen hinausgeht.
Angesichts des Rückgangs der Anmeldungen an der Gesamtschule müssen
dringend Veränderungsdynamiken in den Blick genommen werden, die
sich insbesondere aus den Themenbereichen Schulwahlverhalten bzw.
Elternwille, die Zahl der Abschulungen, Umgang mit Heterogenität
bzw. Beschulung neu zugewanderter und insbesondere geflüchteter
Kinder sowie Jugendlicher ergeben.
Probleme
und Herausforderungen im Bildungssystem nicht ignorieren
Es ist entscheidend, dass
Probleme und Herausforderungen im Bildungssystem nicht ignoriert,
sondern aktiv angegangen werden. Das erfordert Engagement sowohl von
der Verwaltung und Schulaufsicht als auch von der politischen Ebene.
Allen politischen Akteuren sollte auch klar sein: Eine erweiterte
Schulentwicklungsplanung muss flexibel sein und regelmäßig
überprüft werden, um auf sich ändernde Bedürfnisse und
Herausforderungen reagieren zu können. Dies erfordert eine
fortlaufende Bewertung der Programme und Maßnahmen sowie die
Bereitschaft, bei Bedarf Anpassungen vorzunehmen
Alle Ratsparteien sind
sich einig: Eine Projektgruppe muss zeitnah einberufen werden, um
Zukunftsperspektiven für die Schulen in Porta zu erarbeiten. Für
die WP ist es wichtig, dass neben Politik und Verwaltung auch alle
betroffenen Schulen sowie andere Bildungsakteure einbezogen werden.
Dazu gehören punktuell Vertreter und Vertreterinnen der
Schulsozialarbeit, der Jugendhilfe, des Ganztags, der Elternschaft
sowie weitere Experten aus Wissenschaft und Schulpädagogik.
Wir freuen uns auf die
Zusammenarbeit.