Vor 10 Jahren brannte der Kaiserhof
Veröffentlicht von Dietmar Lehmann in WIP · 6 Dezember 2021
Vor
10 Jahren brannte der Kaiserhof
Eine
unendliche Geschichte und ein Jubiläum
In der Nacht vom 7. auf dem 8. Dezember 2011 stand der
denkmalgeschützte Kaiserhof in Flammen. Genau zehn Jahre sind seit
dem Brand des Hotels vergangen und bis heute hat sich nichts getan.
Das gesamte Areal am Fuße des Wittekindberges bietet für Anwohner
und Besucher nach wie vor einen trostlosen Anblick. Zwar wurden der
Öffentlichkeit diverse Planungen des Vorhabenträgers vorgestellt,
in der nachfolgenden Debatte wurde aber deutlich, dass viele Pläne
zur Bebauung des Areals - u.a. die Ansiedlung eines Lidl-Marktes -
dem Denkmalschutzgedanken widersprachen.
Die breite Öffentlichkeit
konnte nur zur Kenntnis nehmen, dass wenigstens der Dachstuhl in
vereinfachter Form auf dem einst prunkvollen Hotel wieder aufgebaut
wurde, die dazugehörigen charakteristischen Gauben sind jedoch
längst verrottet und auch den finalen Verfall des Laubenganges hat
bislang niemand gestoppt. Wie bereits bei der nur teilweisen
Instandsetzung des eigentlichen Kaiserhofs, schaute die Stadt dem
Verfall des Kaiserhof-Areals nur tatenlos zu. Statt eine
denkmalschutzrechtliche Instandsetzungsverfügung zu erlassen,
signalisierte die Stadt als Untere Denkmalschutzbehörde sogar, dass
unter Umständen nur ein teilweiser Erhalt des Laubengangs denkbar
wäre. Mittlerweile scheinen sich auch Teile der Politik damit
abgefunden zu haben, dass nur noch ein sogenanntes „Zitat“ an den
historischen Laubengang erinnern wird. Auch sollten die
ortsbildprägenden Platanen laut Bezirksausschuss größtmöglich
erhalten bleiben, inzwischen wurden auch diese vor der erhöhten
Aussichtsterrasse gefällt.
Der jetzige Zustand des Kaiserhofes mit seinem angrenzenden
Laubengang ist nach Auffassung der Wählergemeinschaft Porta ein
Ergebnis aus bislang unterlassenem Bauerhalt, Substanzschädigung und
Hilflosigkeit der oft überforderten wie politisch mangelhaft
gestützten Bauverwaltung. Eigentlich sollte klar sein, wer ein
Baudenkmal erwirbt, vor allem dann, wenn es sich um ein
stadtbildprägendes Bauensemble von historischer Bedeutung handelt,
sollte sich automatisch dazu verpflichten, es zu erhalten.
Allerdings wurden bislang alle denkmalschutzrechtlichen
Verpflichtungen konsequent ignoriert. Warum die Stadt in den
letzten zehn Jahren den Denkmalschutz rechtlich nicht durchgesetzt
hat, wird für viele Bürger*innen ein Rätsel bleiben.
Aktuell befindet sich die Stadt in einem außergerichtlichen
Mediationsverfahren mit dem Eigentümer. Parallel dazu wurden vom
Vorhabenträger neue Pläne für eine Wohnbebauung für das gesamte
Areal öffentlich vorgestellt. Um die planungsrechtliche Zulässigkeit
der weiteren Entwicklung des historischen Kaiserhofes sowie des
umliegenden Areals zu sichern, wird aktuell ein vorhabenbezogener
Bebauungsplan aufgestellt. In einem parallelen
Bebauungsplanverfahren soll auch auf die Belange der Schutzgüter
eingegangen werden. U.a. ist eine FFH-Verträglichkeitsprüfung im
Rahmen einer Beteiligung der Träger öffentlicher Belange
Bestandteil des Verfahrens. Nach öffentlicher Auslegung können auch
Bürger*innen ihre Bedenken äußern. Spätestens dann muss die
Politik in die Pflicht genommen werden. Es geht um Denkmalschutz im
Spannungsverhältnis zwischen Erhalt und Nutzbarkeit sowie um die
Frage, wieviel Denkmalschutz am Ende letztendlich durchgesetzt werden
soll. Die richtige Ausbalancierung von Denkmalschutz und Eigentum
rund um den Kaiserhof darf sich aber nicht wieder - wie die Jahre
zuvor - zu einer unendlichen Geschichte entwickeln, so die
Wählergemeinschaft.


