„Satt und sauber allein reicht nicht“
Veröffentlicht von Dietmar Lehmann in WIP · 17 Dezember 2023
Auf die KiTa-Qualität
kommt es an
Die derzeitige Debatte um fehlende Betreuungsplätze in unserer
Stadt ist notwendig, sie greift aber viel zu kurz. Ein genauer Blick in den
Alltag vieler Kindertageseinrichtungen zeigt, dass bereits heute vielen Kindern
der regelmäßige Zugang zu frühkindlicher Bildung fehlt. So sind viele
Kindertagesstätten chronisch unterbesetzt, Erzieherinnen und Erzieher sind für
mehr Kinder verantwortlich, als wissenschaftlich empfohlen und hohe
Krankenstände bestimmen den Alltag vieler Kindertageseinrichtungen. Fehlende
Wertschätzung und schlechte Bezahlung verschärfen zudem das Problem der
personellen Unterdeckung in Kitas. In der Folge führt dies zu instabilen
Personalkonstellationen, Betreuungszeiten werden eingeschränkt bzw. ganze
Gruppen müssen zeitweise schließen. Leidtragende sind letztendlich die Kinder
und Eltern.
Darüber hinaus wird die pädagogische Praxis in
Kindertageseinrichtungen zunehmend heterogener in Bezug auf Kulturen und
Sprachen. Daraus ergibt sich die
Notwendigkeit differenzierterer Betreuungs- und Bildungsstrukturen, die oftmals
auch vor dem Hintergrund fehlenden Personals als Belastung wahrgenommen werden.
Was den Verantwortlichen in den Kindertageseinrichtungen unter diesen Umständen
oftmals nur bleibt, ist irgendwie die Betreuung abzusichern. Mit einer frühkindlichen Bildung
hat dies allerdings nicht mehr viel zu tun. Für die pädagogischen Fachkräfte ist es
kaum möglich, die Kinder zu fördern, sie gut bei ihrer Entwicklung und beim
Erlernen sozialer Kompetenzen zu unterstützen.
Nach Auffassung der WP reicht es daher nicht aus, nur
mehr Betreuungsplätze zu fordern, sondern es gilt gleichzeitig auch die
Qualität der frühkindlichen Bildung in den Blick zu nehmen. Einzelne
Kindergärten leisten hervorragende Arbeit, doch oft fehlen Geld, Personal und
Unterstützung durch die Politik. Zur Verbesserung der Qualität in der frühkindlichen
Bildung gehört, vor allem ein kindgerechter Personalschlüssel, damit mehr
Zeit für jedes Kind bleibt und die Kinderbetreuung wieder zum Alltag von
Familien passt, indem Kitas erweiterte und vor allem verlässliche Öffnungszeiten
anbieten. Hier ist vor allem die Landesregierung NRW gefordert. Sie muss
eine auskömmliche Finanzierung der frühkindlichen Bildung gewährleiten, um
neben den zügigen Ausbau der Kindertagesbetreuung insbesondere auch
die Qualität der frühkindlichen Bildung in den Blick nehmen.
Da gute Kinderbetreuung auch vor Ort gestaltet wird, hat sich
die WP darüber hinaus dafür eingesetzt, dass bereits im Rahmen von
Auswahlverfahren von KiTa-Trägern notwendige Qualitätskriterien
definiert werden. Hier geht es neben der Bewertung des Pädagogisches
Rahmenkonzepts mit Themenfeldern wie Sprachbildung und Inklusion u.a. auch um
die Sicherstellung der gemeinsamen Bildungsverantwortung von Kita und Schule im
Rahmen des Übergangs vom Kindergarten zur Schule und um eine Sozialraumorientierung,
d.h. um den Aufbau von Netzwerkstrukturen innerhalb der Ortschaften bzw.
Quartiere. Weiter sollte die Verpflichtung festgeschrieben werden, Kinder ohne
Rücksicht auf ihr Bekenntnis oder ihre Nationalität aufzunehmen.
Die Kindertagesbetreuung ist eine kommunale
Selbstverwaltungsaufgabe und Teil der kommunalen Daseinsvorsorge. Mit
Blick auf die kommenden Jahre setzen wir uns daher dafür ein, dass nicht nur
das Angebot an Betreuungsplätzen bedarfs- und qualitätsgerecht ausgebaut wird,
sondern die Kindertagesbetreuung auch vor allem durch gemeinsame Qualitätsziele
gesichert wird. So wie sich der Alltag in den Kitas aktuell vielerorts
gestaltet, kann es jedenfalls nicht bleiben.