Geschichte wird nicht verdrängt!
Veröffentlicht in WIP · 15 August 2019
Wählerinitiative kritisiert Spiegelartikel über Untertageverbauung
Nr. 34/2019 Schande einer Stadt. Forscher ergründen einen lange vergessen Stollen in Porta Westfalica
Dass
Geschichte leicht zur Last werden kann und dunkle Kapitel nicht selten
verdrängt werden, ist eine vielfach beschriebene Grunderfahrung. Doch
wird der vom Spiegel veröffentlichte Artikel „Schande einer Stadt“ weder
der Stadt noch seinen Bewohnern gerecht. Hier wird der Eindruck
erweckt, dass erst heute eine Aufarbeitung der Nazivergangenheit
begonnen hat und die damaligen Geschehnisse verschwiegen werden sollten.
Richtig ist vielmehr, dass es ab den 70er Jahren - wenn auch spät -
erste Ansätze gab, sich dem Thema zu stellen. 1984 beschäftigte sich
dann eine Arbeitsgruppe des Städtischen Gymnasiums im Rahmen eines
Geschichtswettbewerbs mit den Verbrechen im Portaner KZ-Außenlager.
Diese Erinnerungsarbeit sowie Anfragen und Besuche ehemaliger
KZ-Häftlinge gaben dann 1992 den Anstoß, im Zentrum der Stadt Hausberge
ein Mahnmal zu errichten, um an die dort geschehenen Gräuel des
NS-Regimes zu erinnern. Das auf Anregung des Kulturausschusses des Rates
der Stadt Porta Westfalica geschaffene Mahnmal zitiert den Satz des
französischen Gefangenen Pierre Bleton: „Nicht wissen wollen ist die
bedingungslose Kapitulation“. In diesem Sinne tragen Stadt, Bürger und
nicht zuletzt die 2009 gegründete KZ-Gedenk- und Dokumentationsstätte
Porta Westfalica gemeinsam dafür Sorge, dass das dunkle Kapitel der
Stadt nicht nur in Vergessenheit gerät, sondern weiter erforscht und
dokumentiert wird.