Trotz Corona: ICE-Trasse kommt
Veröffentlicht von Dietmar Lehmann in WIP · 19 Mai 2020
Entlang der Autobahn 2 zwischen Hannover und Bielefeld soll eine neue ICE-Trasse mit dem Ziel entstehen, die Strecke Berlin-Köln in vier Stunden zu befahren. Soviel ist bekannt und die Planungen für die Schnellbahnstrecke laufen. Diese Strecke ist das einzige Neubauprojekt, dass Ende Januar Eingang in das vom Bundestag verabschiedete „Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz“ gefunden hat. Gegen das Projekt formiert sich schon seit längerem Widerstand. Auch die Wählergemeinschaft wendet sich seit ihrer Gründung entschieden gegen das Projekt, zumal die geplanten Trassenführungen auch Portaner Ortschaften tangieren werden. So befürchtet die WP gravierende Folgen für Umwelt, Landwirtschaft und Wohnbevölkerung. Durch die geplante Neubautrasse würden wertvolle Landschaften zerschnitten und Lebensräume zerstört sowie einzelne Ortsteile von Schienensträngen zerschnitten.
Während das ganze Land gebannt auf die Ausbreitung des Coronavirus schaut, blicken die Haushaltspolitiker in Bund, Ländern und Städten bereits auf die finanziellen Folgen der Krise. Was die Wählergemeinschaft Porta allerdings verwundert ist, dass der Kreisvorsitzende des Verkehrsclub Deutschlands sowie ein Sprecher von „PRO Bahn“ trotz horrender finanzieller Folgen der Corona-Pandemie am Projekt unbeirrbar festhalten wollen. Liquiditätshilfen für Unternehmen, die Einrichtung von Wirtschaftsstabilisierungsfonds und die Regelungen zur Kurzarbeit bei gleichzeitig sinkenden Steuereinnahmen und zunehmender Arbeitslosigkeit lassen für solche Projektträumereien in den kommenden Jahren keinen Spielraum.
Die Corona-Pandemie und ihre Folgen fordern die Politik dagegen geradezu auf, einmal innezuhalten, um daraus zu lernen und zugleich neue Strukturen zu schaffen, die z.B. die Bildung, den Klima- und den Gesundheitsschutz voranbringen. Die Corona-Krise wird auf unbestimmte Zeit die Grundlagen unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Miteinanders verändern. Der Vorrang der Marktinteressen auf Kosten der Allgemeinheit haben sich als fatale Lebens- und Überlebenskonzepte erwiesen. Alte Vorhaben sollten daher zeitnah auf den Prüfstand gestellt werden, weil sie aus der Zeit gefallen sind. Krisen sind oft auch Momente, in denen Veränderungen möglich sind, die unter Normalbedingungen undenkbar wären. Die Wählergemeinschaft appelliert daher nachdrücklich an alle politischen Entscheider, einen trassennahen Ausbau zu favorisieren, zumal es nicht angehen kann, das Minden vom ICE-Netz abgekoppelt und die Wirtschafts- und Tourismusregion nicht mehr ausreichend bedient wird. Die Fahrzeitersparnis einer monströsen Neubaustrecke steht in keinem Verhältnis zu den unüberschaubaren finanziellen und ökologischen Lasten für unsere gesamte Region, so der Sprecher der Wählergemeinschaft Porta.
Dietmar Lehmann