Das Areal "Kaiserhof"
Veröffentlicht von Dietmar Lehmann in Fraktion · 3 März 2025
Kommentar zur
Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes Nr. 44 „Kaiserhof“
Von
Dietmar Lehmann
Nach jahrelangem Stillstand und
immer wiederkehrenden Ankündigungen sieht es jetzt so aus, als ob
sich auf dem Areal rund um den Kaiserhof endlich etwas tun wird. Mit
der Verabschiedung des vorhabenbezogenen Bebauungsplans im Rat sind
jetzt jedenfalls die Weichen für einen Baubeginn gestellt. Entstehen
sollen unter anderem ein Gesundheitshotel mit Einzelzimmern, eine
Touristeninformation, eine Arztpraxis, Gastronomie sowie
Seniorenwohnungen. Für viele Bürgerinnen und
Bürger mag der jetzt beschlossene vorhabenbezogene Bebauungsplan ein
längst überfälliges Signal sein, dass der anhaltende Verfall des
Areals mit Baubeginn des geplanten Vorhabens
endlich gestoppt wird.
Dennoch bleiben Fragen.
So haben wir als
Wählergemeinschaft im Rahmen der städtebaulich angemessenen
Nachnutzung des Areals immer wieder einen deutlicheren sensiblen
Umgang mit der Geschichte des Ortes und dem Landschaftsbild an der
„Westfälischen Pforte“ angemahnt. Die jetzt vorliegenden Pläne
überzeugen nach Auffassung der WP nicht. Eine für das Areal viel zu
groß dimensionierte Riegelarchitektur, die sich aufgrund der
massiven Bauplanung nicht in das Landschaftsbild einfügt, sondern
aussieht, als wäre sie in den Berg hineingerammt, ein
denkmalgeschützter Laubengang, der zunächst als Ganzes zwingend in
seiner Substanz erhalten bleiben sollte, jetzt aber über 100
geplanten Parkplätzen weichen muss und ein im Zuge der Verdichtung
fehlender größerer Abstand zwischen Kaiserhof und Neubebauung
lassen Zweifel aufkommen. Allenfalls erfreulich ist noch, dass der
historische Kaiserhof nach über 14 Jahren Verfall endlich wieder im
alten Glanz erstrahlen soll – wenn auch das Betreiberkonzept für
das Hotel mit mehr als 100 Einzelzimmern fraglich ist.
Hätten hier nicht andere, dem Ort
angemessene, bauliche Lösungen gefunden werden müssen? Sicher,
Kompromisse sind notwendig, wie z.B. der Verzicht auf den
vollständigen Erhalt der Laubenhalle als ein Ergebnis des
Mediationsverfahrens. Klar dürfte auch sein, dass sich Bauvorhaben
für den Investor rechnen müssen; es geht um wirtschaftlich
umsetzbare Gebäude. Schließt dies aber eine überzeugende, dem Ort
angemessene Architektur aus? Hier hätte es vor dem Hintergrund der
komplexen städtebaulichen Aufgabe städtischerseits klare Vorgaben
für die verantwortlichen Projektplaner bedurft, die dem historischen
Ort und der exponierten Lage am Fuße des Wittekindsberges gerecht
werden. Dafür standen der Stadt verschiedene Planungsinstrumente zur
Verfügung, die allerdings nicht genutzt wurden.
Pragmatischer Ansatz statt
städtebaulicher Sensibilität
Die
fehlende Gliederung der Baukörper und eine damit verbundene fehlende
Öffnung in die Landschaft hinein, eine fehlende kleinteilige,
variierende Parzellierung der Baukörper und ein Abstandgebot zum
denkmalgeschützten Kaiserhof lassen Zweifel aufkommen, ob hier eine
angemessene Lösung für eine Aufwertung und städtebaulich
angemessene Nachnutzung des Areals gefunden wurde. Hinzu kommt ein
unverstellter Blick auf über 100 Stellplätze rund um die ehemalige
Lauebenhalle. Eine
angemessene Ausbalancierung von Denkmalschutz und privatrechtlichen
Planungen sieht anders aus.
Für
die jetzt vorgestellten baulichen Konzepte ist der Landschaftsraum am
Fuße des Wittekindsberges zu schade.