Keine kommunale Wohnungsbaugesellschaft
Veröffentlicht von Dietmar Lehmann in WIP · 19 Mai 2020
Die SPD möchte in Porta Westfalica eine städtische Wohnungsbaugesellschaft gründen, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Mit diesem Vorschlag wird eine längst überfällige und von der Wählergemeinschaft geforderte Diskussion über eine aktive Boden- und Wohnraumpolitik in Porta Westfalica angestoßen. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Entwicklung vorhandener und neuer Angebote für Wohnen und Wohnumfeld, die den unterschiedlichen Ansprüchen, Bedürfnissen und finanziellen Möglichkeiten der Bürgerinnen und Bürger Rechnung tragen.
Entscheidend ist für die WP allerdings die Frage, inwieweit die Gründung einer eigenen kommunalen Wohnungsbaugesellschaft im Rahmen eines „Wohn- und Lebensraumkonzepts“ sinnvoll ist. Hier hat die WP allerdings Bedenken, ob eine eigene städtische Wohnungsbaugesellschaft in einem angemessenen Verhältnis zu der Leistungsfähigkeit der Stadt Porta Westfalica steht.
Im Rahmen einer Neugründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft müssen die hierfür notwendigen Ressourcen wie z.B. Personal und Kapital für das operative Geschäft vorgehalten werden. Konkret würde dies heißen, dass sich die Personalaufwendungen durch die Einstellung von zusätzlichen Fachkräften, z.B. für Planung, Errichtung, Bewirtschaftung, Verwaltung und Instandhaltung von Wohnungen oder für ein Wohnimmobilien- und Flächenmanagement deutlich erhöhen würden. Gleichzeitig muss beachtet werden, dass städtische Liegenschaften in der Vergangenheit eher veräußert wurden, statt eine aktive Bodenbevorratung zu betreiben. Daher ist davon auszugehen, dass Grundstücke, die eine notwendige Voraussetzung für die Entwicklung einer Wohnbaugesellschaft sind, wenig bzw. nicht vorhanden sind.
Die WP sagt daher ein klares NEIN zur Gründung einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft, denn durch den hohen Kapitalbedarf (Baukosten, Grundstücke, Personal) würde die Verschuldung der Stadt weiter steigen. Zudem wären schnelle Lösungen nicht in Sicht, da der Aufbau einer solchen Gesellschaft Zeit braucht. Auch fehle die Erfahrung zum erfolgreichen Betrieb einer Wohnungsbaugesellschaft. Abschließend wäre auch zu klären, inwieweit eine Kommune, die sich in der Haushaltssicherung befindet, aktiv für eine eigene Wohnungsbaugesellschaft und die damit verbundene Flächenentwicklung für den Wohnungsbau investieren dürfte.
Die WP spricht sich daher für mehr Kooperation mit den am Markt bestehenden Wohnungsbaugesellschaften aus. Beispiele anderer Städte zeigen durchaus, dass Wohnungsgenossenschaften einen wichtigen Beitrag zum bedarfsgerechten Wohnen leisten können. Kooperationen zwischen Stadt und Wohnungsgenossenschaften können erhebliche Potenziale heben.
Porta Westfalica muss seine Rolle als Wohnungsbauförderer stärker wahrnehmen. Dazu gehört nicht nur die Förderung und Unterstützung privater Projekte. Die Verwaltung muss vielmehr aktiv auf mögliche Investoren zugehen und selbst initiativ werden. Wohnbauförderung und Stadtentwicklung funktioniert dort am besten, wo die Städte eigene Liegenschaften besitzen oder erwerben, um in eigener, sozialer Verantwortung Wohnraum bereitstellen und fördern zu können. Die Praxis, vermeintlich unrentierliche Liegenschaften weit unter Buchwert zu verkaufen, anstatt eine vorausschauende Bodenbevorratung zu betreiben, muss aufhören. Stattdessen können zum Beispiel Pacht- oder Erbpachtverhältnisse, wie sie in vielen Städten üblich sind, den Wert des städtischen Eigentums erhalten, langfristige Renditen bringen und Möglichkeiten schaffen, nachhaltig Wohnraum zu realisieren, Familien zu fördern und Initiativen des sozialen und ökologischen Wohnungsbaus zu unterstützen.
Zum Handlungskonzept „Wohnen“ würde nach Ansicht der WP auch gehören, eng mit den Immobilienhaltern am Wohnungsmarkt zu kooperieren und die Weiterentwicklung des Bestandes zu fördern. Hier stehen unterschiedlichste Fördertöpfe von Bund und Land zur Verfügung. Auch das im IKEK Projekt angeregte Thema „Jung kauft Alt“ sollte weitere Unterstützung erfahren.
MFG Dietmar Lehmann